Das Lärmempfinden ist individuell verschieden. Schon beim Ticken einer Armbanduhr (20 Dezibel) scheiden sich die Geister. Im Allgemeinen werden Geräusche zwischen einem Schallpegel von 40 Dezibel bis etwa 65 Dezibel als leise, normal und angenehm wahrgenommen. Laut wird es für uns ab einer Lautstärke von etwa 80 Dezibel. Auch Wissenschaftler bezeichnen Geräusche ab dieser Schwelle als „laut“ oder „Lärm“. Bei einem mit normaler Lautstärke eingestellten Fernseher (70 Dezibel) ist diese Grenze noch nicht überschritten, ein vorbeifahrender Lastwagen (90 Dezibel) oder eine Autohupe (110 Dezibel) bewegen sich bereits deutlich darüber. Und bei einem Presslufthammer (120 Dezibel) oder einem Düsenjäger (130 Dezibel) hilft nur noch eins: Ohren zuhalten oder Ohrstöpsel. Als größte Lärmquelle gilt der Straßenverkehr, gefolgt von Fluglärm und Lärm am Arbeitsplatz. Schon 15 bis 20% der Bevölkerung gelten als schwerhörig, in zunehmendem Maß auch Jugendliche. Doch das ist nur eine der durch Lärm verursachten Krankheiten.
Ob Geräusche als störend oder angenehm empfunden werden, hängt nicht allein von der physikalisch messbaren Größe ab. Neben der Dezibel-Zahl spielen auch die Tonhöhe, der Zeitpunkt, die Dauer und die Art des Geräusches eine Rolle. Das nächtliche Brummen des Kühlschrankes mit 30 dB raubt den Schlaf, während wesentlich lauteres Meeresrauschen entspannend wirkt. Ebenfalls wichtig ist, ob man Einfluss auf die Lärmquelle nehmen kann. Seine Lieblingsmusik hört man gerne laut, das Gedudel aus der Nachbarwohnung stört das Wohlbefinden.
Fast jeder Zweite fühlt sich durch Lärm belästigt. Auch, wenn es so mancher glaubt: An Lärm kann man sich nicht gewöhnen. Am „Tag gegen Lärm“ (jedes Jahr Ende April) warnen Mediziner und Betroffene regelmäßig vor den gesundheitlichen Gefahren, die mit der Lärmbelastung einhergehen. Einen Moment absoluter Stille haben etliche Menschen seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt. Wenn es von der Straße brummt und Flugzeuge dröhnen, leiden Herz, Kreislauf und Gehirn. Während Lärm am Arbeitsplatz oder Diskothekenbesuche direkten Einfluss auf das Hörvermögen nehmen, wirken körperliche Stressreaktionen, die schon bei niedrigen Schallpegeln auftreten können, auf den gesamten Organismus. Grund dafür ist, dass der menschliche Körper sich bei Lärm durch die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol auf eine körperliche Auseinandersetzung vorbereitet. Fühlt man sich Geräuschen wehrlos ausgeliefert, werden diese Stresshormone auch schon bei deutlich niedrigeren Dezibelwerten ausgeschüttet. Vor allem nachts reagiert der Körper wesentlich empfindlicher.